Volles Haus beim Nachsuchenvortrag in Gungolding
Am Dienstag, 14.05. fand in Gungolding, im Gasthaus Grüner Baum ein Vortrag über Nachsuchen statt. Referent war Rudi Brandl, der selbst mehrere Hunde auf Nachsuchen führt und eine eigene Zucht hat, wobei er auch junge Hunde ausbildet. Nach der Begrüßung der Ehrengäste durch den ersten Vorstand des Jagdschutz- und Jägerverein Eichstätt, der Veranstalter war, führte Rudi Brandl zunächst ein paar rechtliche Dinge zur Pflicht der Nachsuche auf. So ist durch verschiedene Gesetze klar geregelt, dass eine Nachsuche zu erfolgen hat, um dem Tier mögliche Schmerzen zu vermeiden.
In Bayern ist durch sog „bestellte Nachsuchengespanne“ eine gewisse Sonderregelung getroffen. Bisher gibt es von diesen Gespannen allerdings nur ca. 120 in Bayern. Da dies auf freiwilliger Basis erfolgt, rief Brandl dazu auf, auch im Landkreis EI solche Gespanne zu bestellen.
Um die Grundsätze der Nachsuche besser verstehen zu können, rief Brandl auch noch einmal die Wildanatomie ins Gedächtnis. Er stellte dabei fest, dass die doch häufig durchgeführten „Trägerschüsse“ eine nur sehr geringe Trefferfläche aufweisen und dass dadurch die meisten Nachsuchen verursacht werden. Diese Nachsuchen ziehen sich oft über mehrere Kilometer und Tage, da das Wild bei schlechter Trefferlage keine großartigen Verletzungen hat, aber irgendwann elendig verhungert. Außerdem blutet das Wild auch bei einem guten Schuss nicht so stark aus, wie bei einem Kammerschuss, was ein schlechteres Wildbret zur Folge hat.
Auch erläuterte er für verschiedene Trefferlagen (z.B. Krellschuss) wie das Wild zeichnet und welche Anschusszeichen zu finden sind. Er warnte aus seiner Erfahrung heraus ausdrücklich vor „Paketschüssen“ z.B. auf Rotten mit mehreren Frischlingen, da häufig Geschosssplitter auch andere Tiere treffen.
Außerdem ging er auf den Unterschied ein, wie der Hundeführer eine Nachsuche sieht, worauf er achtet, was er weiß (durch Aussage des Schützen) und wie er die Nachsuche steuert und im Gegenzug dazu, wie ein Hund das Wild aufspürt. Dieser bildet sich aus dem Geruchsbild vor Ort seinen eigenen Ablauf im Kopf, außerdem kann eine Hundenase den Individualgeruch von Wildtieren unterscheiden, was bedeutet, dass er ein krankes Stück auch auf der warmen Fährte unterscheiden kann, und, zumindest wenn er darauf ausgebildet ist, auch das kranke Stück zu suchen. Insgesamt lässt sich dazu sagen, dass man den Hund zu sehr verwirrt und ihn lieber selbständig suchen lässt, wozu man allerdings ein eingespieltes Team sein muss und seinem Hund voll vertraut.
Hierzu spielt auch die Einarbeitung in die Schweißarbeit eine wichtige Rolle: man sollte den Hund erst nach ca. 30-40 erfolgreichen Nachsuchen auf eine schwere Nachsuche ansetzen, da ein junger Hund sonst die Freude an der Arbeit verliert, da dies nur durch Motivation funktioniert.
Nach einer Pause stellte Brandl noch einen Plan auf, an den sich Jäger halten sollten um eine Nachsuche, falls benötigt, nicht unnötig zu erschweren. Hierzu zählt unter anderem den Anschuss und die Fluchtstrecke nicht zu zertrampeln. Geschaut wird mit den Augen, nicht mit den Füßen !
Verschiedene Nachsuchen :
- Stück zeichnet auf den Schuss hin nicht, bleibt nach dem Schuss ganz kurz stehen und flüchtet dann. Hierbei kann die Fluchtstrecke abgegangen werden, wobei beim Schuss schon auf Fixpunkte geachtet werden soll, an denen man sich später orientieren kann. Falls Zweifel aufkommen ist eine Kontrollsuche zu veranlassen.
- Tiefflucht im Schuss: Stück schweißt stark, Schweiß wird mehr, Knochensplitter, Lungenschweiß etc. Schütze kann nachgehen, aber sofortiger Abbruch und Nachsuche falls Schweiß nachlässt.
- Langsame Flucht mit gekrümmten Rücken, klagen, auskeilen nach hinten (Rehwild). Hier wird eine Nachsuche erforderlich, häufig mit Fangschuss, da das Stück noch lebt. Wichtig ist hierbei zu warten, da das Stück dann eher ins Wundbett geht, als wie wenn es verfolgt wird.
- Schwere Nachsuche: Krellschuss, Laufschuss, Gescheideschuss, Wildbretschuss oder Streifschüsse. Das Stück lebt in der Regel tagelang und qualvoll. In solch einer Situation ist ein Profi heranzuziehen. Nicht selbst nachgehen !
Am Ende des Vortrages ging es noch um die Grenzen von Nachsuchen. Hierbei zählt z.B. hoher Raps in der Blüte (Schwierig mit Hund an Riemen nachzugehen, Eigengeruch Raps), Extremregenniederschläge (30-40 l/m²), extremes Abkühlen mit starkem Frost (Geruch wird „eingefroren“), Nachsuche erst nach 3-4 Tagen. Auch sollte man bei Drückjagden zuerst das Wild nachsuchen, das nicht sofort liegt, weil durch das Bergen des erlegten Wildes häufig die Fährte zertrampelt und die Hundearbeit erschwert wird.
Nach dem Vortrag konnten anwesende Jäger noch Fragen stellen und über einzelne Nachsuchen diskutieren.
Allen Jägerinnen und Jägern weiterhin viel Waidmannsheil und hoffentlich nur kurze und erfolgreiche Nachsuchen !