Von der Optik bis zum Präparat – So macht Lernen Spass!
Bernd Grumblies und Heidi Semmler-Abendroth hielten für unsere Kreisgruppe am 04.05.2018 einen vielseitigen und spannenden Schulungsabend.
Bernd Grumblies ist seit vielen Jahren als Schulungsreferent für den bekannten Optikhersteller Swarovski unterwegs und ausserdem passionerter und erfahrener Jäger – u.a. auch in Revieren in Afrika. In aussergewöhnlich anschaulicher Präsentation gab er uns zunächst einen Überblick über die physikalischen Zusammenhänge im Gebrauch der Jagdoptik. Während die meisten der jagderfahrenen Zuhörer im Publikum sicher im Verständnis der technischen Begriffe wie Sehfeld, Variable und feste Vergrösserung waren, konnte der Referent doch allen noch zusätzliches Wissen vermitteln. Grumblies ging dabei vor allem auf die jagdpraktisch relevanten Themen ein: nur gute, gepflegte und richtig handgehabte Optik erlaubt sicheres Ansprechen grade unter schlechten Lichtverhältnissen. In drastischen Beispielen zeigte er uns, wie sich aus einem vermeintlichen Überläuferkeiler mit einem guten Glas in der Dämmerung doch die führende Bache abzeichnet – Weidgerechtes Jagen ist also eindeutig auch eine Frage der richtigen Ausrüstung! Die Tatsache, dass mit zunehmendem Lebensalter die Flexibilität des Auges abnimmt, kennen die meisten Zuhörer ja auch aus eigener Erfahrung – dass sich dadurch aber auch eine effektive Abnahme der Lichtstärke der verwendeten Jagdoptik ergibt, war für die allermeisten jedoch neu.
Der Referent begeisterte das Publikum regelrecht durch seine jagdpraktische Erfahrung und gab auch ganz praktische Tipps für die Auswahl der richtigen Optik für Wildbeobachtung und einen gut und sicher angetragenen Schuss. Einige Zuhörer hatten wohl befürchtet, dass Grumblies die Präsentation zu einer reinen Verkaufsveranstaltung nutzen würde. Dies war ganz und gar nicht der Fall: Im Gegenteil gab er beispielsweise den Tipp, dass man sich jederzeit auch eine gute Optik auf dem Gebrauchtmarkt kaufen könne – bevor man aus Sparsamkeitsgründen „Optikschrott“ neu kauft. Man solle auf keinen Fall Optik nach mehr oder weniger aussagelosen technischen Daten wie Dämmerungszahl und Lichtdurchlässigkeit kaufen. Die Hersteller hätten hier alle eigene Standards, so dass diese z.T. rein mathematisch definierten Zahlen keinerlei Aussage zur optischen Qualität des Glases oder Zielfernrohrs lieferten. Interessant war auch der Hinweis, dass man zum sicheren Einsatz auf der Waffe grade bei Dämmerung und Nacht auf hohe Vergrösserungen verzichten sollte, da dies der Schärfe der Abbildung und dem für ein sicheres Ansprechen notwendigen vergrösserten Sehfeld zu Gute kommt.
Allgemeine Hinweise zur Funktion des Auges im Dunklen (z.B. auf keinen Fall sich selbst durch Nutzung von Handy und Taschenlampe „nachtblind“ machen – es dauert bis zu 20 min, bis sich das Auge wieder an die Dunkelheit adaptiert hat) und die Konsequenzen für das Scharfstellen des Glases (nur im Hellen bzw. bei gutem Licht!) oder die Nutzung von Brillen im Zshg. mit dem Einsatz von Jagdoptik rundeten das weite Feld der Präsentation ab.
Auch zur richtigen Pflege der hochwertigen optischen Geräte gab der Referent schliesslich tiefgehende Einblicke, kann doch durch ungeeignete Reinigungsmethoden (z.B. Fensterreiniger, verunreinigte Papier- oder Taschentücher) die für die Leistung der Optik entscheidende Vergütung unwiderbringlich zerstört werden. Normale Abnutzungsfolgen (wie beispielsweise nach längerer Zeit auftretender Film auf den Aussenflächen der Linsen oder ein teilweiser Verlust der Stickstoffinnenfüllung) lassen sich z.B. bei Swarovski im Werkskundendienst meistens kostenlos (auch viele Jahre nach dem Kauf!) im Rahmen einer Überprüfung beheben.
Überrascht hat uns Herr Grumblies dann noch mit einer kurzen Präsentation, in der er – wieder in sehr praktischer Art mit einer grossen Zahl von sehr deutlichen Fotos und Grafiken – auf die Notwendigkeit der Unfallverhütungsmassnahmen bei der Jagd einging. Selbst in diesem Bereich sehr erfahrene Zuhörer konnten hier noch den einen oder anderen Tipp mit nach Hause nehmen.
Der Referent schloss seine Ausführungen mit dem Hinweis, dass Jäger wie andere Menschen auch Fehler machen und gab den eindringlichen Rat: „Im Gespräch miteinander Mängel beheben – dann schleifen sich Fehler nicht ein und führen nicht dazu, dass die Meinung über Jäger noch schlechter wird“.
Eine tolle Abrundung dieses schon bisher spannenden Abends ergab sich durch den Vortrag von Heidi Semmler-Abendroth, die seit 38 Jahren u.a. hochwertigste Tierpräparate anfertigt. Auch Frau Semmler-Abendroth konnte die Zuhörer mit Ihrer jagdpraktischen Erfahrung begeistern. Dass neben klassischen Tierpräparaten auch besonders aufgemachte Varianten zu Ihrem Repertoire gehörten, konnten einige Zuhörer sicher schon erwarten. Dass sie aber auch tolle Aquarelle von erbeutetem Wild sozusagen als Alternative zum klassischen Präparat anfertigt, war für die meisten sicher ein ganz neuer Aspekt. Die Referentin zeigt nicht nur eindrucksvolle Beispiele Ihrer Arbeit mit heimischem und exotischem Wild, sondern gab auch ganz praktische Tipps zum Vorbereiten von Wild für den Präparator: von der Messer- und Schnittführung über die Konservierung mit Salz bis hin zu unerlässlichen Hygienevorkehrungen und Hinweise zum sicheren Versand von Tierkörpern liess sie alle Zuhörer interessante Blicke hinter die Kulissen der Tierpräparation werfen.
Beide Referenten standen nach ihren Vorträgen noch für Einzelgespräche bis in den späten Abend zur Verfügung. So machte Lernen an diesem Abend allen, die dabei waren, wirklich Spass!
Webseite von Frau Semmler-Abendroth